Dienstag, September 26, 2006



Sechster und letzter Tag, Überlinger-See gekreuzt





Sie war fast perfekt installiert, die Regenplane, nur ein kleines Schlupfloch für Regentropfen war noch geblieben und hatte mich die Nacht hin und wieder beunruhigt, aber alles blieb trocken. Wenn man das denn so nennen darf. Bei dieser geradezu tropischen Luftfeuchte wurde jedes trockene Stück Tuch, sobald es knisternd aus der Stautonne entnommen war, augenblicklich erschlaffend zum feuchten Feudel und ich war froh, daß der Vorrat an trockenen Wechsel-Klamotten doch auch im Notfall noch bis morgen reichen sollte.












Am Freizeitgelände in Manzell angekommen, der Regen hatte gerade aufgehört,
die Wolken hingen noch immer tief über der triefnassen Landschaft, sondierte ich erst einmal die Lage in der Umgebung. Ein einzelner Mann am Haus des örtlichen Kanuclubs begrüßte mich, kundig mit dem Kopf wiegend bestätigt er, man sei hier wohl als Wassersportler recht gelitten. Als ich dann noch des offiziellen Beleges durch ein Hinweisschild gewahr wurde, hatte ich mich hoffnungsfroh und augenblicklich für die Variante "sonnen" entschieden und wollte dieses Angebot gerne annehmen. Kurz darauf allerdings verzog ich mich unter den Dachvorsprung einiger Flachbauten, es hatte wieder... na klar. Hinter dem blauen Bergseil, das so viele Geschichten erzählen könnte und dem in der Luft baumelnden Schlafsack ließ ich es mir bei Weintrauben, Brot, Wurst und Käse gut gehen. Da nahte mit Lichthupe und dann schnellen Schrittes auf mich zukommend Herr R., der Pächter wie sich kurz darauf herausstellte, und erkundigte sich nach meinen Plänen. Es fanden sich schnell sehr warme Worte und ich bekam von ihm den besten Kaffee, den ich am See auf dieser Reise genießen durfte. Er hat dieses Gelände von der Stadt Friedrichshafen übernommen, die es wiederum vom Dornier selbst überlassen bekommen hat und er veranstaltet im Sommer auch schon mal große Feste hier am Wasser, mit tausenden Besuchern, die wenn das Wetter mitspielt so wie beim letzten Mal, große Publikumserfolge sind. Er war wohl auch schon mal Wirt in Konstanz und betreibt dieses Gelände auch mehr aus Enthusiasmus und als Liebhaberei sagt er mir wie beiläufig. Hier an dieser geschichtsträchtigen Stelle am See habe Graf Zeppelin seine Fluggeräte getestet und in einem schwimmenden Hangar gewartet.






Tja hier mußte ich mich nun entscheiden, der Blick schweifte über das glatte Wasser des Sees bis hinüber zum sagen wir mal 8km entfernten Horn. Wäre das in den verbleibenden hellen Stunden noch zu schaffen? Immerhin war es ja schon später Nachmittag.... und wenn doch plötzlich Wind aufkäme, würde man es zwei Stunden im Wasser aushalten bis einen jemand aus dem Teich fischt?? Hier ist eine der tiefsten Stellen im See ... und wenn es doch ein LochNess gibt und das dann auch noch hier Urlaub macht... aber nein so schlimm ist es nun auch wieder nicht und so beende ich die Zeilen rechtzeitig, um sie dem Neffen zum Lesen zu geben (er hat morgen 2.Nov. Geburtstag). Und damit er und auch alle anderen Leser noch was zum Schmunzeln haben, das mit dem Loch Ness... also ganz ehrlich ..?? so sicher bin ich mir da auch nicht....

Am Horn angekommen, ich hatte keine 100m vom Ufer entfernt, schon die Flasche Wein geöffnet das Glas zur Feier in der Hand, quollen riesige Luftblasen rechts und links am Kanu empor, gab es also doch ein Ungeheuer... und ich konnte sie sogar sehen, zwei schwarze Silhouetten, riiiiiiiesige Körper wie es mir schien, die sich unter dem Kanu schlängelten. Zwischenzeitlich ob dieser unerwarteten Begegnung war ich fast ganz in Richtung Ufer an Land getrieben worden, mit dem Paddel maß ich kaum noch 40 cm Wasser unter mit, da setzte urplötzlich ein wildes Rauschen hinter mir ein und von beiden Seiten schlugen die Wellen über die Bordwand und versenkten mich augenblicklich. Ein Toast auf "Nessi" dachte ich so bei mir, denn ich will bis heute nicht daran glauben, daß sich zwei DLRG-Taucher (die hier des öfteren zu gange sind) sich ein Scherzchen mit mir erlaubt haben oder ich das Opfer zweier schnöder Touristen-Dampfer geworden bin. Deren Wellenschleppen laufen bekanntermaßen am Horn kreuzweise herein, um sich wild zu brechen. Ende gut alles gut, naß war ich nun ohnehin, geregnet hat es auch noch mal und nur eine gute halbe Stunde später war ich zuhause auf dem Sofa.

Rundrum schön wars, ihr hättet auf dieser Reise dabei sein sollen.